Burg Falkenstein

Kernburg: Westflügel

Zu den baulich schönsten Teilen gehört der Westflügel der Burg. Das untere Geschoss mit Kapelle, Tordurchgang und den beiden eingetieften Gewölberäumen erhielt seine Gestalt im 13. Jahrhundert. Die Kapelle zierte ursprünglich eine Dreifenstergruppe; die Anlage ist im Mauerverband noch gut erkennbar. Das heutige gotische Maßwerkfenster stammt aus Asseburger Zeit. Im 16. Jahrhundert wurde auf den gesamten Flügel ein einheitliches Fachwerkobergeschoss gesetzt. Stilistisch gehört es zum so genannten niedersächsischen Fachwerkstil. Mit seinen filigranen Schnitzereien – den Palmetten, Schiffskehlen und anderen Verzierungen – zählt es zu den herausragenden Fachwerkfassaden der Renaissance im östlichen Harz.

Die „Dirnitz“: Große Kammer

Das Obergeschoss der „Dirnitz“ war bereits im 16. Jahrhundert in eine Stube und eine dazugehörige Schlafkammer unterteilt. Die jetzige Raumaufteilung stammt aus dem Jahr 1601, als Augustus I. von der Asseburg im Zusammenhang mit der Errichtung des steinernen Renaissance-Treppenturmes diese Etage erneuerte. Der Begriff „Kammer“ kennzeichnet unbeheizte, meist zum Schlafen genutzte Räume. Die Kammer besaß rein privaten Charakter und bildete eine Rückzugsmöglichkeit. In Verbindung mit der repräsentativen Stube stellt sie in Nachbarschaft des angrenzenden Rittersaals eine Wohneinheit dar. Die Möbel in diesem Raum sind zum großen Teil im Stil der Renaissance gestaltet. Das Bett ist ein Nachbau mit schlichten Renaissance-Ornamenten. Es verdeutlicht die ursprüngliche Nutzung der Kammer.

Kernburg: Nordflügel

Die Grundanlage der Kernburg stammt aus der Zeit der Grafen von Falkenstein, d. h. aus dem 12. bis 14. Jahrhundert. Ein Teil der aufgehenden, über dem Hofpflaster liegenden Bauten innerhalb der Ringmauer wurden durch die Herren von der Asseburg vor allem in der Zeit des 15. bis 17. Jahrhunderts verändert, teilweise neu errichtet. Im Nordflügel befand sich im Mittelalter ein steinerner Wohnbau, der Palas. Für diese Zeit stehen die heutigen Keller, in denen sich ein romanischer und ein gotischer Kamin erhalten haben. 1437 übernahmen die Herren von der Asseburg den Falkenstein. Schon bald begannen sie mit offensichtlich notwendigen Instandsetzungsarbeiten und dem Ausbau der Burg. Zu den ersten Baumaßnahmen gehörte um 1450 der Umbau des Palas. Die inzwischen vermutlich marode Substanz ließen sie abtragen und einen schlichten Fachwerkbau mit mächtigen Eichenständern errichten. Im Erdgeschoss mit seinem gotischen Eingangsportal entstand ein Saal, im Obergeschoss Wohnräume. Ende des 17. Jahrhunderts entstand als „neue Treppe“ der Fachwerk-Treppenturm, der den Zugang in den Nordflügel erschloss.

Die Spinndiele

In der Spinndiele, so die mündliche Überlieferung, trafen sich in der dunklen Jahreszeit die Mägde, um ihre Handarbeit zu verrichten. Ob der Raum zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch so genutzt wurde, bleibt fraglich. Abbildungen dieser Zeit zeigen einen mit Einzelmöbeln eingerichteten Durchgangsraum. Der gemauerte Kamin stammt aus dem 19. Jahrhundert. Im Bereich der Westwand fällt im Fußboden eine mit einer Glasplatte verschlossene Öffnung auf. Hier befindet sich der Zugang zu zwei fensterlosen Räumen. Diese entstanden im 16. Jahrhundert mit dem Bau des einheitlichen Fachwerkgeschosses auf dem Westflügel. Vermutlich weitgehend funktionslos, gelangten sie im 20. Jahrhundert zu einer gewissen „Berühmtheit“. 1945 lagerte die Familie in diese Räume wertvolles Inventar aus dem Schloss in Meisdorf und von der Burg Falkenstein ein. Erst 1992, nach 47 Jahren im Verborgenen, wurde das Versteck, von der Familie mit dem Tarnnamen“Magdeburg“ versehen, wieder geöffnet. Ein Teil des Interieurs im Museum stammt aus diesem Versteck.

Palas: Kleiner Salon

Im Gegensatz zum Schwarzen Zimmer existiert vom Kleinen Salon eine Abbildung aus der neogotischen Phase. Schon zu dieser Zeit befanden sich im Salon die Vitrine und der Sekretär. Nach Familienüberlieferung stammen die Entwürfe für die beiden sog. Lyra-Möbel von keinem Geringeren als Karl Friedrich Schinkel. Der Hammerflügel der Fa. Pleyel wurde von Adelheid von Fürstenstein, der fünften Frau Graf Ludwigs I., in die Ehe gebracht. In die Fenster des Kleinen Salons, und wohl auch des Schwarzen Zimmers, ließ Stüler eigens für den Zweck angekaufte mittelalterliche Bleiglasfelder einfügen. In den Raumecken standen allegorische Figuren von Liebe, Glaube, Hoffnung und Geduld. In den 1920er Jahren war die Neogotik nicht mehr modern und wurde zurückgebaut. Statt dessen erhielt der Kleine Salon die mächtigen Eichenholzunterzüge und einen wuchtigen Kamin, die seitdem den Raum optisch prägen. Im Zuge des Rückbaus fanden die farbigen Glasfenster ihren Platz in der Burgkapelle, wo sie heute wieder zu sehen sind. Drei der allegorischen Figuren stehen inzwischen in den Königszimmern; die vierte – die Liebe - ist verschollen

Das Fräuleinzimmer

In der nordwestlichen Ecke, fast als Bindeglied zwischen Westflügel und Palas, entstand in der Umbauphase der Burg um 1540 das Fräuleinzimmer. Auffällig ist der reich profilierte Deckenunterzug, der dendrochronologisch auf 1489 / 90 datiert werden konnte. Vermutlich hat man ihn beim Bau wiederverwendet. Den Namen verdankt der Raum, ähnlich dem Fräuleinsgang, sicher seiner früheren Nutzung. Um 1840 allerdings hatte Graf Ludwig I. hier sein Schlafzimmer. Einprägsam ist die Einrichtung des Zimmers. Ursprünglich überputztes Fachwerk, fügte man 1974 die barocke Wandbespannung mit Jagdmotiven ein. Seinerzeit war eine Ausrichtung des Hauses als Jagdmuseum geplant, die in der Konsequenz nie umgesetzt wurde. Die Möblierung - schon vor 1945 im Fräuleinzimmer vorhanden – besteht aus älteren Stücken, die im 19.Jahrhundert neu zusammengefügt und mit Blattgold überzogen wurden. Dieser Überzug suggeriert eine Einheitlichkeit des Schnitzwerkes, die jedoch nicht vorhanden ist. Das raumbeherrschende Bett wirkt durch seine hohen Giebel deutlich kürzer – würde mit seiner ca. zwei Metern Länge aber auch heutigen Ansprüchen genügen.

Bergfried: Aussichtsplattform

Über die steilen Treppen gelangt man schließlich auf die äußere Plattform des Turmes. Er bietet eine gute Sicht über die Burganlage und das unmittelbare Selketal. Bei guter Sicht sind in westlicher Richtung der Rammberg mit der Viktorshöhe bei Friedrichsbrunn und auch der Brocken zum Greifen nahe. Die Aussicht entschädigt den Besucher vor Ort für den mühsamen Aufstieg.Damit endet der virtuelle Rundgang durch die Burg Falkenstein. Vielleicht besuchen Sie die Burg Falkenstein auch bald in der Realität – es gibt sicher noch einiges zu entdecken.Und wem es gefallen hat, der empfehle die Burg Falkenstein im Harz gern weiter!

Burg Falkenstein - Die Burg im Harz

Hoch über dem Selketal erhebt sich eine der bekanntesten und schönsten Burgen des Harzes. Schon die Romantiker zeigten sich von diesem Gemäuer angetan, galt ihnen der Falkenstein doch als eine ideale Ritterburg. Ludwig Richter, Wilhelm Steuerwaldt, Wilhelm von Kügelgen und andere schufen zahlreiche Abbildungen und Beschreibungen der Anlage. Bis zum heutigen Tag hat die Burg nichts von ihrer Faszination verloren.Wer sich der Burg nähert, steht vor einem beeindruckenden Panorama: Über der 17 Meter hohen und etwa fünf Meter starken Schildmauer erhebt sich der imposante Bergfried. Ungewöhnlich für unsere Gegenden ist die tropfenförmige Form des Turmes: seine scharfe Spitze weist auf die östliche Annäherungsseite. Von der Ostbastion – dem aktuellen Standpunkt des Betrachters – aus gesehen, liegen hinter dem Bergfried die Gebäude der Kernburg und die Vorburg. Insgesamt waren sieben Tore zu passieren, um in den inneren Hof zu gelangen. Die Burg selbst steht auf einem Bergsporn, dessen an drei Seiten steil abfallende Hänge ein wichtiges Annäherungshindernis bildeten. Doch allen romantisierenden Vorstellungen zum Trotz: Die Burg des Mittelalters war in erster Linie der – wenn auch wehrhafte – Wohn- und Amtssitz einer adligen Familie.

Kernburg: Südflügel

Der Südflügel, ein dreigeschossiger Fachwerkbau, entstand Ende des 15. Jahrhunderts. Im Mittelalter befand sich an seiner Stelle eine vermutlich frei stehende Burgküche – sicher ein einfacher Bau, von dem äußerlich keine Spuren zurückblieben. Der Südflügel ist baulich deutlich reifer ausgeführt als der gegenüber liegende Palas. Das Erdgeschoss des Gebäudes nahm notwendigerweise wieder eine Küche ein. Im ersten Obergeschoss lagen Speicherräume. Die fehlenden Andreaskreuze im Fachwerkgefüge und ein Aufzugsbalken markieren eine ursprünglich vorhandene Ladeluke. Schon 1586 wird im zweiten Obergeschoss der „neue Saal“ genannt. Erst später setzte sich die Bezeichnung „Rittersaal“ durch. Die Südwestecke des Hofes nimmt der steinerne Renaissance-Treppenturm ein. Wie die Inschrift über dem Portal verrät, wurde er 1601 unter Augustus I. von der Asseburg vollendet. Über die gewundene Treppe erreicht man die oberen Etagen. Über diesen „Wendelstein“

Die neogotischen Königszimmer

Mit der Neufassung des Palas im 15. Jahrhundert entstand ein das gesamte Erdgeschoss einnehmender Raum, später als „Alter Saal“ bezeichnet. Um 1840 ließ Ludwig von der Asseburg den gesamten Nordflügel durch den Architekten Friedrich August Stüler im Stil der Neogotik umgestalten. Der Saal wurde zu drei Räumen umgebaut. Sie waren als Suite für König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen gedacht. Bewundernswert war die Stülersche Raumgestaltung. Er ließ an die Wände eine illusionistische Malerei mit Säulen, Kapitellen und Bögen aufbringen und suggerierte damit eine plastische Tiefe. Nachdem die neogotischen Fassung in den 1950er Jahren verschwand, erfolgte erst 1998 / 99 anhand von Befunden und Abbildungen eine Rekonstruktion. Im Hintergrund des Raumes sind auf Postamenten allegorische Figuren zu sehen, die ursprünglich im „Kleinen Salon“ im Obergeschoss standen. Sie werden dem Bildhauer Christian Friedrich Tieck aus Berlin zugeschrieben. Im Einzelnen stellen sie Allegorien auf die Geduld, den Glauben und die Hoffnung dar. Inzwischen werden die Königszimmer auch für Konzerte oder Vorträge genutzt; das Standesamt der Stadt Falkenstein nutzt den Saal zudem für standesamtliche Trauungen.

Palas: Schwarzes Zimmer

Mit dem Neubau im 15. Jahrhundert entstanden im Obergeschoss des Palas zwei Wohnräume. Über Ausstattung und Raumstruktur ist auf Grund fehlender schriftlicher Quellen und ausstehender Untersuchungen kaum etwas bekannt. Der Name „Schwarzes Zimmer“ rührt nach Überlieferung daher, dass hier die verstorbenen Angehörigen der Familie von der Asseburg aufgebahrt waren, bevor sie bestattet wurden. Im 19. Jahrhundert ließ Ludwig von der Asseburg die Räume des Nordflügels unter Leitung des preußischen Baurates Friedrich August Stüler im Stil der Neogotik einrichten. Nach dem Rückbau erhielt der Raum spätestens in den 1950er Jahren die heutige Gestalt. Die barocken Möbel stammen aus dem Besitz der Grafen von der Asseburg. Der gusseiserne Ofen mit Darstellungen der Burg Falkenstein wurde vor wenigen Jahren angekauft. Gefertigt wurde er in den Werkstätten von Ilsenburg oder Mägdesprung.

Die Burgküche

Mit dem Neubau des Südflügels war notwendigerweise die Errichtung einer neuen Küche verbunden. Der quadratische Raum innerhalb der gemauerten Bögen hat ein Seitenmaß von ca. dreieinhalb Metern. Die Höhe bis zum Ansatz des Kaminschlots beträgt 4 m. Insgesamt misst der Kamin bis zum Dachaustritt etwa 17 m. Im 19. Jahrhundert passte man die Küche den neuen Gegebenheiten an. Statt der offenen Feuerstelle entstanden Herde, der Kaminzug wurde bis auf einen kleinen Abzug geschlossen. Nach 1945 gab man die Küche auf. Der Raum diente als Museumseingang und Kasse. Nach umfangreichen Untersuchungen konnte die Alte Küche 1998 dem Zustand des 15. / 16. Jahrhunderts entsprechend wieder funktionsfähig eingerichtet werden. Bei den Grabungen wurden Teile einer ummauerten Feuerstelle der romanischen Küche entdeckt. Die vorhandenen Küchengeräte wurden historischen Vorlagen nachempfunden. Dazu gehören auch die gezahnten Kesselhaken über der gemauerten Feuerstelle. Die Küche der Burg Falkenstein wird in erster Linie bei museumspädagogischen Projekten angeheizt. Aber auch Film und Fernsehen fanden hier eine geeignete Kulisse.

Die „Dirnitz“: Secret

Der schmale Gang neben der Stube wirkt zwar unscheinbar, weist aber interessante Details auf. Gleich an der dem Zugang gegenüberliegenden Außenwand befindet sich eine vermauerte Tür. Dahinter führte seinerzeit eine Treppe in einen äußeren Wehrgang der Burg. In einer Wandnische lag ein Aborterker. Praktischerweise war er von den Wohnräumen zwar versteckt, aber gut erreichbar. Schon 1689 wird das „stille Örtchen“ erwähnt, wobei es durchaus älter sein dürfte: „Nach der Grünen Stube war eine Tür zum Secret“. Secret bedeutete im damaligen Sprachgebrauch soviel wie Abgeschiedenheit, aber auch einsamer Ort. Die Fäkalien fielen vermutlich durch einen Schacht in eine Grube im Mittelhof, die regelmäßig entleert werden musste. An der Innenwand des Ganges befindet sich die Feuerung des Kachelofens in der Grünen Stube.

Bergfried: Verliesebene

Durch den Treppenturm erreicht man über den Boden den Übergang in den Bergfried. Bevor es nach oben geht, führen seitlich einige Stufen auf die unterste begehbare Ebene des Turmes. Hier befindet sich das „Angstloch“. Durch die Öffnung wurden laut Überlieferung die Gefangenen in das Burgverlies, etwa 9 Meter nach unten, eingelassen. Bekannt sind als Insassen im 17. Jahrhundert der Gattenmörder Stüler (nicht identisch mit dem schon mehrfach erwähnten preußischen Hofbaumeister Friedrich August Stüler) und Ende des 18. Jahrhunderts die Kindsmörderin Marie Elisabeth Voigtländer. Angeklagt des Mordes an ihrem Enkelkind harrte sie auf dem Falkenstein ihrer Hinrichtung: auf der Richtstätte in der Nähe von Molmerswende wurde sie schließlich aufs Rad geflochten. Inspiriert von ihrer Geschichte und anderen Vorkommnissen schrieb Gottfried August Bürger die Ballade „Des Pfarrers Tochter zu Taubenhain“. Eine kleine Ausstellung im Bergfried informiert darüber.

Kernburg und Bergfried

Auf kleinstem Raum gruppieren sich die wichtigsten Bauten um den inneren, ein unregelmäßiges Dreieck bildenden Burghof. Das Bild wird auch hier beherrscht vom aufstrebenden Bergfried, der den östlichen Teil des Hofes einnimmt. Die Aussichtsplattform des Turmes liegt etwa 23 Meter über Hofniveau. Auch der Zugang an der Nordseite befindet sich in luftiger Höhe, der Übergang ist heute nur über den Boden des Nordflügels erreichbar. Seine heutige Höhe verdankt der Bergfried Augustus I. von der Asseburg, der den Turm 1592 aufstocken ließ. Diese Last wurde für das Bauwerk offenbar zu schwer. So musste Ludwig von der Asseburg 1826 um den Turm eiserne Ringe zur Stabilisierung legen lassen. Vor dem Bergfried befindet sich die Burgzisterne. Sie ist ca. 22 Meter tief und wurde durch Sickerwasser gespeist. Das heutige Brunnenhäuschen wurde in dieser Form vermutlich erst im 19. Jahrhundert errichtet. Die mehrgeschossigen Wohnbauten der Burg Falkenstein lehnen sich umlaufend an die steinerne Ringmauer.

Rittersaal: Hauptsaal der Burg

Der „Neuer Saal“ im Obergeschoss des Südflügels wird so schon in einem Inventar von 1586 genannt. Er bildete fortan den Hauptsaal der Burg. Die Bezeichnung „Rittersaal“ setzte sich erst später durch. Zu den ältesten Baubefunden gehören die Stuckfriese an den Stirnseiten. Sie entstanden um 1575. Durch spätere Kamineinbauten wurde der Renaissancestuck in Teilen zerstört. Nicht wesentlich jünger ist die Kassettendecke. Im 19. Jahrhundert diente der Rittersaal den Jagdgesellschaften als Bankettsaal. Aus dieser Zeit stammen die neogotischen Türen. Um 1925 erfuhr der Raum erneut eine umfangreiche Renovierung. Die vormals einfarbige Decke wurde mit floralen Elementen geschmückt. An den Längsseiten des Raumes brachte man farbige Friese mit Jagd- und Minnemotiven an; davon ist lediglich die Malerei an der Südseite erhalten geblieben. In die Fenster wurden farbige bleiverglaste Scheiben eingefügt. Das Bildprogramm zeigt in vereinfachter Form den Stammbaum der Familie von der Asseburg.

Palas: Diele „Vor des Herren Stube“

In der Diele kreuzt sich der Weg zwischen Kleinem Salon und Herrenstube sowie dem Zu- bzw. Ausgang zum Treppenturm. Seit dem 19. Jahrhundert steht in der Diele ein markanter Ofen. Bemerkenswert an ihm sind die stark eingetieften Kacheln. Eine handwerklich ausgefeilte Leistung, denn durch diese Formgebung wurde die Heizfläche wesentlich vergrößert. An der Wand zum Kleinen Salon bietet sich dem Betrachter ein Gemälde aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es vereint in romantisierender Übersteigerung die zeitgenössischen Vorstellungen einer Burg: Auf steilem, uneinnehmbaren Felsen steht die düstere Veste, der Weg zu ihr verliert sich zwischen knorrigen Baumwurzeln im dunklen Wald. Über dem Flusstal steigt verhüllender Dunst auf, während im Vordergrund, am Ufer des strudelnden Wasserlaufs, eine langsam in sich verfallende Mühle den Lauf der Zeit zu symbolisieren scheint.

Rittersaal: Ausstattung

Im Zentrum des Bankettsaals steht die Festtafel. Das aufgedeckte Meißner Porzellan wurde schon von den Grafen von der Asseburg und ihren Gästen genutzt. Bemerkenswert sind die praktischen Messerbänkchen zur Ablage des Bestecks. Die geschliffenen Gläser tragen das Wappen der Asseburger – den springenden Wolf – als Gravur. Um den Tisch gruppieren sich die neogotischen Stühle, ebenfalls verziert mit dem Familienwappen. Die Porträts zeigen an der vorderen Wand Johann VIII. und Augustus I. von der Asseburg, an der gegenüberliegenden Wand links und rechts des Kamins Graf Ludwig II. von der Asseburg-Falkenstein in seinem Ornat als preußischer Hofjägermeister und seine Gemahlin Anna, geb. von Königsmarck. Im großen Waffenschrank an der hofseitigen Wand befinden sich Jagdwaffen aus dem Besitz der Grafen von der Asseburg-Falkenstein.

Die Kapelle - Ort der Andacht

Der Grundbau der Kapelle entstand vor 1200. Anhand von Grabungen und baugeschichtlichen Untersuchungen ist allerdings zu erkennen, dass die hofseitige Fassade schon im 13. Jahrhundert erneuert wurde. Zudem gab man das ursprüngliche romanische Gewölbe zu Gunsten des gotischen auf. 1594/95 ließ Augustus I. von der Asseburg die Kapelle neu ausstatten. Die Renaissance-Ausmalung und das seinerzeit eingebrachte Gestühl prägen das Bild bis heute. Aus dem zeitlichen Rahmen fallen einige Teile der Ausstattung. Dazu gehört das spätgotische Kruzifix an der Nordwand, gefertigt zu Beginn des 16. Jahrhunderts, ebenso wie die barocke Patronatsloge, deren Teile erst Mitte des 19. Jahrhunderts in die Kapelle eingebracht wurden. Die Empore an der Westseite, standesgemäß erhöhter Sitz der adligen Familie, ist geschmückt mit Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament. Hochmittelalterlich sind die farbigen Felder in der linken Bahn des Kapellenfensters. Stammvater Jesse ruht auf einem Bett. In den Medaillons darüber sind die Anfänge der Lebensgeschichte von Christus dargestellt. Die rechte Bahn des Fensters bestimmten nach 1925 Wappendarstellungen, von denen wenige Fragmente erhalten sind.

Palas: Herrenstube

Um 1700 erfolgten am Nordflügel umfangreiche Bauarbeiten. Neben dem Bau der Fachwerktreppe wurde auch der östlich anschließende Teil des Nordflügels als Fachwerkgebäude neu errichtet. Im Obergeschoss entstand die heutige Herrenstube mit einem nach außen auskragenden polygonalen Erker. Unter Stüler ebenfalls neogotisch umgestaltet, verschwand diese Fassung zu Beginn 20. Jahrhunderts. Die Herrenstube erhielt die noch heute sichtbare, handwerklich hervorragend ausgeführte Lärchenholztäfelung. Die Familienwappen in den Fenstern wurden aus der den Asseburgern eigenen Kirche in Molmerswende entnommen und hier eingefügt. Verbürgt ist die Herrenstube seit langem als Arbeitszimmer des Grafen. Der massive Schreibtisch ist schon auf Postkarten aus der Zeit um 1900 zu sehen. Auch das weitere Interieur stammt im wesentlich aus dem 19. bzw. beginnenden 20. Jahrhundert. Teile des Porzellans lagerten im in der Spinndiele erwähnten Versteck „Magdeburg“. An der Südwand der Herrenstube befindet sich das Porträt des Grafen Ludwig I. von der Asseburg - Falkenstein, gemalt von Caroline Bardua um 1818 / 19. Es zeigt den damaligen Freiherren August Ludwig von der Asseburg kurz nach seiner Übernahme der Falkensteiner Herrschaft.

Wechselvolle Geschichte

In seiner fast 900jährigen Geschichte hat der Falkenstein Höhen und Tiefen erlebt. Errichtet von den Edelfreien von der Konradsburg im 12. Jahrhundert, nannten sich diese bald nach ihrem neuen Stammsitz „von Falkenstein“. Der Legende nach soll hier Eike von Repgow im 13. Jahrhundert im Auftrag des Grafen Hoyer von Falkenstein den „Sachsenspiegel“ verfasst haben. 1332 übertrug der letzte Graf von Falkenstein Burg und Herrschaft dem Bistum Halberstadt. Im 15. Jahrhundert übernahmen die Herren von der Asseburg den Besitz und blieben Eigentümer bis 1945. Im 19. Jahrhundert konnten die inzwischen Grafen von der Asseburg-Falkenstein als Preußische Hofjägermeister illustre Gäste begrüßen. Zur Hofjagd von 1843 weilten u. a. die Könige von Preußen, Sachsen und Hannover in den Mauern der Burg. Neben Ausstellungen zur Geschichte der Burg und zum Sachsenspiegel sind es vor allem die Wohnräume, die unsere Besucher faszinieren. Ein großer Teil des Interieurs stammt von der Burg selbst bzw. aus dem Schloss in Meisdorf, ebenfalls ehemaliger Besitz der Asseburger. 1946 öffnete auf der Burg das heutige Museum. Liegenschaft und Museumsbetrieb sind inzwischen im Eigentum der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt.

Der „Fräuleinsgang“

Der „Fräuleinsgang“ verdankt seinen Namen zwei unverheirateten Schwestern aus der Familie von der Asseburg. Katharina Marie Sophie und Wilhelmine Justine wohnten im 18. Jahrhundert in anliegenden Räumen. Der heute als langer Flur erscheinende Gang war ursprünglich ein Wehrgang. Auf der massiven Ringmauer aufsitzend, schützte er die westliche Seite der Kernburg. Bauliche Untersuchungen zeigen, dass aus dem Wehrgang zumindest zwei Türöffnungen nach außen führten, vermutlich Zugänge in weitere Wehranlagen gegen die Vorburg. Eine der Türen lag in der Fensternische der im Rundgang noch zu passierenden Spinndiele. Die zunächst vorhandenen Scharten des Wehrganges waren laut einem Inventar der Burg von 1689 zu Fenstern umgebaut. Das sichtbare Fachwerk des Fräuleinsganges weist interessante Details auf. Neben den Deckenbalken mit Schiffskehlprofilen finden sich auf den Hölzern Abbundzeichen in Form römischer Zahlen. Damit wurde das auf dem sog. Abbundplatz vorgefertigte Balkengefüge markiert, was die Auffindung der Teile vor Ort und ihre Montage erleichterte.

Kammertor – Zugang in die Kernburg

Das romanische Tor bildete im Mittelalter – ursprünglich ein einfacher Durchlass in der Ringmauer zur Vorburg - den einzigen Zugang in die Kernburg. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts erfolgten weitreichende Umbauten im Westflügel. In dieser Bauphase erhielt das heutige Kammertor seine Gestalt. Innerhalb des Gewölberaumes befindet sich der Zugang in die Burgkapelle. Die beiden gusseisernen Tafeln an der Südseite stammen ursprünglich vom Viadukt im Schiefen Tal, Teil der Verbindungsstraße zwischen Meisdorf und Pansfelde. Die linke Tafel zeigt in vereinfachter Form das Wappen der Grafen von der Asseburg-Falkenstein, die rechte nennt mit Ludwig von der Asseburg den Bauherren und das Baujahr des Viadukts: 1845.

Die „Dirnitz“: Grüne Stube

Zusammen mit der vorhergehenden Kammer wurde die Grüne Stube schon im 17. Jahrhundert als Gästezimmer genutzt. Die Stuckelemente an der Decke entstanden zeitnah mit denen des Rittersaals. Der große Kachelofen mit der einladenden Ofenbank stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es handelt sich um einen sogenannten „Hinterlader“: die Ofentüren befinden sich im angrenzenden Gang. Dadurch konnte er ohne etwaige Gäste zu stören befeuert werden, der Schmutz blieb außerhalb der Stube. Die Möblierung des Raumes stammt aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Der große Schrank vereint Handwerkskunst der deutschen Renaissance mit jüngeren Türfüllungen im unteren Bereich. Interessant sind die älteren, handwerklich hervorragend ausgeführten Schnitzereien mit der Abendmahlsszene, den Aposteln und den beiden Motiven aus dem Alten Testament: Lot mit seinen Töchtern sowie der Untergang von Sodom und Gomorrha.