Stadtschloss Fulda

Madonna immaculata

Sockel mit Wappen des Fürstbischofs Heinrich von Bibra (1759-1788) Modell von Wenzel Neu, ohne Marke um 1768 Inv. Nr. IV A 23 Die sog. „Fuldaer Madonna“ steht siegreich auf einem Drachen, der mit seinem Körper die Erdkugel umschlingt. Diese liegt auf einem Postament. Die Madonna ist mit einem bodenlangen Gewand bekleidet. In ihrer linken Hand hält sie ein goldenes Lilienzepter. Hinter dem Kopf befindet sich ein goldener Kranz, bestehend aus zwölf kreisförmig angeordneten Sternen. Die Erdkugel liegt auf einem weißen, sich nach oben verjüngenden Balusterpostament. Die vier kräftigen Doppelbögen, die sich jeweils aus einem oberen konkaven und einem unteren konvexen Teil zusammensetzen, wird die dicke Auflagetafel für die Aufnahme der Erdkugel gehalten. Die breite Vorderfläche des Sockels zwischen den beiden Bögen ist mit kräftigen muschelförmige Ornamenten, sog. Rocaillen, versehen. Darüber befindet sich das Wappen des Fuldaer Fürstbischofs Heinrich von Bibra (1759-1788). Die daneben befindliche Madonna immaculata hat ein leichtes Kolorit. Ihr Gewand ist innen rosa gefärbt, ihr Kleid ist mit kleinen goldenen Rosen verziert. Der unter ihr liegende Drache ist in einer grünen Farbe gehalten und hält in seinem Maul einen roten Apfel fest. Das Postament wurde bei dieser Madonnenversion an allen Kanten mit Gold verziert. Zusätzlich ist die breite Vorderfläche, vor allem im unteren Teil, mit roten Rocaillen versehen.  

Tanzgruppe – Ländliches Paar beim Tanz

Modell von Wenzel Neu, ausgeformt von Georg Ludwig Bartholomé Kreuzmarke um 1775 Modell von Wenzel Neu, ausgeformt von Georg Ludwig Bartholomé Kreuzmarke um 1780 Sammlung Prof. HertelNach einem Kupferstich von J. E. Nilson wurde hier ein junges Paar modelliert, das vor einem Baum tanzt. Diese Tanzgruppe wird hier in zwei verschiedenen Ausfertigungen gezeigt, die sich lediglich in ihrer Bemalung unterscheiden. Der Tänzer hat die linke Hand, mit der er seinen Hut hält, in die Hüfte gestemmt und mit der erhobenen rechten Hand führt er seine Tänzerin. Diese stemmt ihre rechte Hand in die Hüfte und führte gerade eine Drehbewegung aus, die durch die flatternde Schürze angedeutet wird.Die linke Tanzgruppe befindet sich auf einem weißen Sockel, der an den Seiten an einigen Stellen purpurrot bemalt ist. Auf der Sockelerhebung vor dem Baumstumpf sind grüne Blätter aufgelegt, der weiße Stamm ist mit einer braunen Ranke mit einigen Blättern bemalt. Der einzige Ast hat grüne Blätter. Der Tänzer trägt schwarze Schuhe, weiße Strümpfe, eine grüne Kniehose mit goldenen Kniebändern, ein weißes Hemd und eine altrosafarbene Jacke mit hellblauem Futter. Der Hut in seiner linken Hand ist schwarz und hat ein gelbes Band. Die Tänzerin trägt gelbe Schuhe und weiße Strümpfe. Ihr Rock ist eisenrot und hat unten weiße, muschelförmige Verzierungen. Die rechte Tanzgruppe hebt sich bereits sofern ab, als dass sie sich auf einem komplett bemalten Sockel befindet. Der Sockel sowie der Baumstamm sind in dunkelbraun bemalt. Hier wurde eine naturnahe Darstellung versucht. Auf der Sockelerhebung am Baumstamm sind grüne Blätter aufgelegt, es wirkt wie ein natürlicher Bewuchs. Der Tänzer trägt neben schwarzen Schuhen und weißen Strümpfen eine schwarze Kniehose. Über seinem weißen Hemd trägt er eine altrosafarbene Jacke mit grünem Futter. Die Tänzerin trägt weiße Schuhe mit blauen Schnallen und ebenfalls weißen Strümpfen. Ihr Rock ist weiß und hat unten ein purpurnes, gewelltes Band, welches mit bunten Blüten umgeben ist. Die Tanzgruppen unterscheiden sich insofern, als dass die linke Gruppe in feiner, hochwertigerer Kleidung gehüllt ist. Sowohl der Rock und die Schürze der Tänzerin sind viel aufwendiger bemalt und sogar mit Gold sehen. Ähnliches gilt für den Tänzer. Das rechte Tanzpaar wirkt dagegen eher bodenständig, in einfacher Kleidung gehalten.  

Kruzifix/Christusfigur

Fu_48 Porzellansammlung Prof. Dr. Hellmut NiethEs handelt sich hier um eine gekreuzigte Christusfigur, die vermutlich ursprünglich an einem Holzkreuz befestigt war. Der Körper der Figur ist weiß glasiert und unbemalt. Die Arme sind weit ausgebreitet. Für die ursprüngliche Befestigung an einem Kreuz sind in beiden Händen und den Füßen insgesamt drei Nägel vorgesehen. Der bärtige Kopf der Christusfigur ist nach rechts geneigt, das Gesicht weist nach unten. Der Körper ist nur mit einem goldenen Lendentuch bekleidet, das an der rechten Seite zusammengerafft ist. Die Dornenkrone ist ebenfalls in Gold gehalten. Über der Figur befindet sich eine Schrifttafel mit den goldenen Buchstaben „IN/RI“.  

Augenbadkühler

Heinrichsmarke nach 1780 Fu_22 Porzellansammlung Prof. Dr. Hellmut NiethAuf einem kreisrunden, an der Wandung radial gerippten Fuß liegt ein ovales, der Augenform angepasstes Schälchen. Im Inneren des Schälchens befindet sich bunte Blumenmalerei, Rand und Fuß sind vergoldet. Diese Form des Augenbadschälchens ist auch aus anderen Manufakturen bekannt.  

Rasierbecken

Rokokoform Kreuzmarke, Pressmarke um 1770 Inv. Nr. IV A 124Die Rokokoform ergibt sich aus einem tiefgemuldeten, ovalen Becken mit leicht hochgezogener, breiter Fahne. Die Fahne mit wulstigem Rand ist mit einem rundbogenförmigen Ausschnitt unten und an den Seiten mit zwei, von muschelförmigen Ornamenten gerahmten, kleinen Mulden versehen. Ein fast identisches Objekt (IV A 390), welches sich daneben befindet, wurde mit bunter Blumenmalerei verziert und die reliefierten Ornamente in Purpur und Gold hervorgehoben.  

Solitaire

Kaffee-, Milch- und Teekännchen, Tasse mit Untertasse (späterer Nachbau), Zuckerdose und Untersetzplatte (gehören noch zu der älteren Form) Zwitterform, Girlanden, in Grün und Gold Heinrichsmarke, Pressmarke 3B (nur Tasse) um 1785 Inv. Nr. IV A 274-280Dieses Solitaireservice* stellt eine Mischform aus dem Louis-seize-Dejeuner und dem älteren Solitaire dar. Während die drei Kannen und die Tasse die jüngeren Formen ausweisen, fehlte bei der Zusammenstellung in der Fabrik offensichtlich die aufwendige Untersetzplatte, die durch eine ältere ersetzt wurde. Damit bestand auch die Notwendigkeit, die auf den drei Rollfüßchen stehende Deckeldose zu übernehmen.Das Service ist von Girlanden aus Blüten und Blättern, sowie goldenen Bändern wellenförmig umrahmt. Die reliefierten Ornamente sind mit Gold hervorgehoben, die Ränder vergoldet.  An den Schultern der Kaffee- und Teekanne sitzt je in Form eines Tierkopfes ein ausgebildeter Röhrenausguss mit einer Maske am unteren Ansatz. Die eckig gebrochenen Henkel bestehen aus gedrehten Stäben, die an den Gelenkstellen würfelförmige Verbindungsstücke haben. Die Milchkanne hat auf der Vorderseite ihres birnenförmigen Gefäßkörpers eine weibliche Maske mit goldenem Kopftuch. Der eckig gebrochene Henkel ist unten gebogen und besteht aus einem gekanteten Stab mit reliefiertem Ornamentrand. Der Deckel des älteren Zuckerdöschens wurde anstelle eines Knaufs mit einer goldenen Rosenblüte verziert.* Frühstücksgeschirr für eine Person zur Konsumierung von Kaffee und Tee im Bett oder an einem kleinen Tisch im Schlafzimmer oder Ankleideraum  

Drei Obertassen mit Philosophenköpfen

Biskuit Heinrichsmarke nach 1780 Fu_35a-c Porzellansammlung Prof. Dr. Hellmut NiethAuf der Stirnseite aller drei Tassen findet man eine Biskuitbüste*eines Philosophen in einem erhabenen, buntbemalten Perlkreismedaillon. Verziert sind die Tassen noch mit einzelnen Blüten und Blättern. Die Tassen haben in ihrem Typus einen kantig gebrochenen, oben mit Rundbogen verlaufenden Henkel, unten in einer Kugel auslaufend.*Als Biskuitporzellan wird unglasiert gebranntes Porzellan von hohem Feldspat- und niedrigem Quarzgehalt bezeichnet. Wegen der fehlenden Glasur und verminderten Lichtreflexion gleicht es im Aussehen parischem Marmor.  

Die fürstbischöfliche Hofkapelle

Musiker mit verschiedenen Instrumenten: Bassgeige, Harfe, Geige, Oboe Querflöte, Horn, Klarinette, Fagott, Flöte, Dudelsack und Bocksbalg Modell von Georg Ludwig Bartholomé Heinrichsmarke um 1780 IV A 20, 328, 21, 19, 330, 332, 329, 331, 22 LV Sparkasse Fulda (die zwei letzten Musiker)Die Kleider der Figuren sind größtenteils Weiß und nur mit einer Goldborte eingefasst. Einige Farbtupfer wurden allerdings gesetzt: die weißen Hüte sind mit bunten Verzierungen in Form von Blüten und Bändern versehen. Auch haben manche Musikanten farbige Schleifen unten den Hosenbeinen, bemalte Ärmelenden einer kurzärmeligen Jacke oder eine bunte Schärpe um den Bauch. In einem dominierenden Kontrast zu den weißen Figuren stehen die bunt gefassten Instrumente.  Alle Figuren stehen auf einem weißen, hohen und gewölbten Sockel mit in Gold hervorgehobenen Ornamenten. Bei einigen Sockeln kommen weitere Farben in Form von aufgelegten grünen Blättern oder bunten Blüten vor.  

Riechfläschchen

in Form eines Mädchens mit Lamm Heinrichsmarke um 1780 Inv. Nr. 535 ehemals Slg. Dr. Oskar von WaldthausenDas Riechfläschchen zeigt ein Kind, das auf einem kleinen Lamm sitzt. Der Körper des Mädchens ist nur mit einem leicht fliederfarbenen Tuch bedeckt, das über ihrer rechten Schulter und ihrem Oberschenkel liegt. Die Figur ist in einer hellen Hautfarbe bemalt, der Mund ist rot. Die Haare sind grau getönt. In ihrer angewinkelten linken Hand hält die Figur einen blauen Gegenstand. Das Mädchen sitzt auf einem dem Betrachter zugewandten, liegenden Lamm. Ihre rechte Hand ruht auf dem Kopf des Lammes. Das Tier befindet sich neben einem Baumstumpf und ist leicht blaugrau getönt. Die Farben wirken leicht verschwommen und ausgeblasst. Der Sockel ist Dunkelgrau und mit einigen blauen Blüten und grünen Blättern bemalt. Auf dem Kopf der Figur befindet sich eine ca. 5 mm hohe, goldfarbene Metallkappe mit seitlichen Öffnungen. Riechfläschchen wurden mit aus Riechsalzen bestehenden Flüssigkeiten befüllt. Als Riechsalze bezeichnet man verschiedene intensiv riechende Substanzen, die vom 17. bis Anfang des 20. Jahrhunderts zur Belebung bei Schwindel- und Ohnmachtsanfällen unter die Nase gehalten wurden. Einschnürende Kleidungsstücke in der Damenmode wie Korsetts begünstigten solche Anfälle.  

Figurenserie „Cris de Paris“ (Vier Jahreszeiten)

Bauernpaar (Frühling), Obsthändlerpaar (Sommer) und Winzerpaar (Herbst); das Jägerpaar (Winter) fehlt Modell von Georg Ludwig Bartholomé Heinrichsmarke, Kreuzmarke um 1780 IV A 263, 316, 317, 315, 319, 318Die Figurenserie „Cris de Paris“ („Marktschreier“) zeigt die vier Jahreszeiten in drei Gruppen à 2 Figuren, die letzte Gruppe, der Winter, fehlt. Die Jahreszeit Frühling wird durch die Figuren „Bäuerin mit Kiepe (Geflügelhändlerin)“ und „Bauer mit Sack verkörpert. Die Bäuerin ist durch eine dynamische Figur dargestellt. Mit ihrer Kiepe und einem Hühnerkäfig auf dem Rücken sowie einem Eierkorb in der linken Hand schreitet sie zügig voran. Über dem grünen Rock trägt sie einen weißen, vorn weit offenen Überrock mit roten Blüten. Über der weitausgeschnittenen, weißen Bluse mit weiten Ärmeln trägt sie ein rosafarbenes Mieder. Auf dem Kopf hat die einen großen, hellbraunen Hut. Der für einen Bauer oder Müller etwas zu elegant gekleidete Mann trägt auf seiner Schulter einen schweren Sack. Der Bauer trägt eine gelbe, innen purpurrot gefärbte Jacke, die nur oben geschlossen ist und purpurrote Ärmelaufschläge hat. Dazu ein hellfarbenes Hemd, eine lachsfarbene Kniehose mit roten, senkrechten Streifen und blauen Kniebändern sowie weiße Strümpfe und schwarze Schuhe. Auf seinem Kopf hat er einen großen grünen Hut. Seine linke Hand ist mit der ihrer Rückseite in die Hüfte gestemmt. Schulter und Oberarme tragen den schweren Sack. Die nächste Figurengruppe zeigt den Sommer. Sie besteht aus „Händler“ und „Mädchen mit großem Korb“. Der Händler bietet mit vorgestreckter Hand einen seiner Äpfel aus dem Korb an. Die Figur trägt eine weiße, kurzärmelige Jacke mit kleinen, roten Knöpfen, auch der Kragen ist rot. Dort wo die mittleren Knöpfe aufstehen, ist sein weißes Hemd zu sehen. Die langen Ärmel, die unter der Jacke herauskommen, sind hellgelb und haben unten rote Aufschläge, unterhalb der Aufschläge sind weiße Spitzenmanschetten zu sehen. Seine Kniehose ist ebenfalls weiß, unten hat sie rote Kniebänder. In seiner rechten Hand hält er einen flachen, beigen Korb, den er am Oberschenkel abstützt. Darin befinden sich gelb-rot-grüne Äpfel. Der breitkrempige braungraue Hut ist mit einem schwarzen Hutband versehen, seine grauen Haare sind hinten mit einer schwarzen Schleife zusammengebunden. Das Mädchen trägt einen purpurroten Rock mit Blüten. Über dem Rock befindet sich eine an den Seiten hochgesteckte und damit vorn und hinten starke Falten bildende Schürze. Dazu trägt das Mädchen eine weiß, langärmelige Bluse und darüber ein hellgelbes Mieder, das vorn einen purpurnen Einsatz und rote Schleifen hat. Am linken Arm hat sie einen großen, braunen Henkelkorb, der mit bunten Blumen gefüllt ist. Er ist im hinteren Teil mit einem weißen Tuch bedeckt. Die letzte Gruppe symbolisiert mit dem „Winzer“ und der „Winzerin“ die dritte Jahreszeit, den Hebst. Der Winzer trägt schwarze Schuhe, weiße Strümpfe und eine grüne, bis über die Knie reichende Hose mit violetten Knieschleifen. Am Oberkörper trägt er eine zugeknöpfte, weiße und mit rotbraunen Blumen bemalte Jacke und ein weißes Hemd mit Rüschen an Hals und Ärmeln. Auf dem Kopf befindet sich ein breitkrempiger, grüner Hut. In den Händen hält er Trauben. Angelehnt ist er an einer weißen Weinbütte, die mit zwei braunen Ringen umgeben ist. In dieser Bütte befinden sich Rotweintrauben und grüne Blätter. Die letzte Figur zeigt die Winzerin. Sie trägt einen großen, schwarzen Hut, der durch ein helles, geknotetes Tuch gehalten wird. Der Rock ist weiß und hat unten einen breiten, braunen Rand mit dunklen Streifen darin. Darüber trägt sie eine altrosafarbene, purpurgestreifte Schürze mit einem breiten, grünen Rand. Ihre langärmelige Bluse ist weiß und mit weinroten Blüten bemalten. Mit der rechten Hand hält sie einen kleinen, braunen, mit blau-roten Trauben gefüllten Korb, den sie an die rechte Hüfte drückt. Bei allen Figuren sind Sockel und die baumförmige Figurenstütze weiß, bei manchen ist ein grüner Untergrund angedeutet. Nur die Ornamente sind in Purpur hervorgehoben. Die Schrittstellungen der Figuren ähneln der Figurengruppe „Hofkapelle“, die sich daneben in der Vitrine befindet. Nach dem Tod des Modelleurs Johann Georg Schumann 1780 übernahm der bereits seit zehn Jahren als Bossierer* in der Manufaktur beschäftigte Georg Ludwig Bartholomé auch dessen Tätigkeit und schuf nach dem Vorbild von Figuren der Meissner bzw. Frankenthaler Manufaktur die Serie Cris de Paris („Marktschreier“) mit Winzer-, Händler- und Bauernpaar. Die Formen des Winzers und Händlers wurden weiterverwendet, um alle Musiker der Fuldaer Hofkapelle aus dem Grundmodell eines Musikanten mit breitkrempigem Hut auf einem Ornamentsockel zu gestalten.  

Tafelaufsatz

15-teilig Fuldaer Fayence, ohne Marke Porzellansammlung Prof. Dr. Hellmut Nieth             Dieser Tafelaufsatz ist wahrscheinlich für das Schloss Laudenbach, den Stammsitz der Familie von Fechenbach entstanden, da als Zentralmotiv das Familienwappen mit dem bayerischen St. Michaels-Orden erscheint. Als Auftraggeber dürfte nur Philipp Karl Anton von Fechenbach (1708-1779) in Frage kommen, der wie sein älterer Bruder, der damalige Probst auf dem fuldischen Petersberg, Karl Ludwig (1699-1773), eine geistliche Karriere eingeschlagen hatte. Der große Tafelaufsatz mit qualitätvoller Muffelofenmalerei stellt ein prominentes Produkt der Frühphase der Fuldaer Manufaktur sowie ein Werk des Buntmalers Adam Friedrich von Löwenfinck, der 1714 geboren, von 1727-1736 an der Porzellanmanufaktur in Meißen lernte und später als Buntmaler arbeitete, bevor er auf der Flucht über Bayreuth, Frankreich und Ansbach 1741 nach Fulda kam. Hier blieb er als Leiter der Manufaktur und Buntmaler mit einem Jahresgehalt von 400 Gulden bis Ende 1744 und wechselte dann über Weisenau, wo er eine Privatfabrik zu gründen versuchte,  nach Höchst (1746-1749) über. Seine letzte Unternehmung war die Hagenauer Manufaktur, die er bis zu seinem Tod im Jahr 1754 leitete.  

Fayence

Mit der Gründung der Fayence-Manufaktur in Fulda gingen langwierige Versuche von der Bereitung der Tonmasse, Erprobung des Schrüh- und Glattbrandes bis zu den malerischen Dekorationen voraus, die sich durch schriftliche Überlieferungen zeitlich einordnen lassen. 1740 wurde ein Team zusammengestellt, das eine manufakturmäßige Herstellung von Fayence ermöglichen sollte. Belegt wird dies durch Abrechnungen Fuldaer Hofhandwerker, die in der Abrechnung von 1741 „porcelain Macher“ in der „porcelan fabrick“ genannt werden. In dieser Zeit versuchte man in Fayence-Manufakturen, das begehrte chinesische Porzellan herzustellen, das auch als „weißes Gold“ bezeichnet wurde. Um den typischen Porzellancharakter zu erhalten, wurden die Fayencen überwiegend mit einer deckenden weißen Zinnglasur überzogen und blau und später auch farbenprächtig mit Emailfarben bemalt. Mit dem Eintreffen von Adam Friedrich von Löwenfinck kam es zu einem Aufschwung in der Manufaktur. Als gelernter Emaillemaler konnte er dem Fuldaer Abt zwar kein echtes Porzellan, aber etwas ganz Besonderes, das spätere Fuldaer Fayence-Porzellan, versprechen. Ende 1742 konnte im hinteren Teil des Residenzgartens, auf dem Gelände der vormaligen Fasanerie, ein Gebäude mit einem Brennofen errichtet werden. Das Fabrikgebäude, das später auch die Porzellanmanufaktur beherbergte, wurde erst 1914 abgebrochen. Neue Impulse erhielt die Fuldaer Manufaktur mit der Rückkehr des Malers und Bossierers Georg Friedrich Hess, zusammen mit seinem Sohn Ignaz Hess. Seit April 1751 erhielten beide am fürstäbtlichen Hof eine Anstellung. Die Rückkehr bedeutete für die Fuldaer Fayence-Manufaktur vor allem eine künstlerische Wende. Besonders deutlich wird die neue Entwicklung bei den Blau- und Buntmalern mit den floralen Ornamenten und Motiven. Die Fayence-Manufaktur musste infolge des Siebenjährigen Krieges ihre Produktion einstellen.  

Porzellansammlung Nieth

Die hiergezeigten Porzellane und Fayencen sind eine Leihgabe von Professor Dr. Hellmut Nieth, dem ehemaligen Medizinischen Leiter des Klinikums Fulda. Er begann bereits in den 1970er Jahren, sich für Thüringer Porzellane zu interessieren, und erwarb so nach und nach wertvolle Stücke, die hier der Öffentlichkeit präsentiert werden. Thüringen bildete eine Ausnahme in der Porzellanproduktion in Deutschland. Üblicherweise waren die Manufakturen Eigenbetriebe der fürstlichen Höfe und erhielten oft Zuschüsse aus der Staatskasse. Mit der Ausnahme von Closter Veilsdorf betrieben dagegen in Thüringen nach der Mitte des 18. Jahrhunderts wohlhabende Bürger Manufakturen als private Unternehmen. Um Gewinne zu erzielen, erschlossen sich die meisten Manufakturen breitere Käuferschichten. Das beeinflusste auch die Art der hergestellten Figuren.  

Fuldaer Porzellanmanufaktur (Sammlung)

In diesem Raum befinden sich seltene Originalstücke aus der Fuldaer Porzellanmanufaktur.Porzellan wurde ursprünglich nur in China hergestellt. Im Zeitalter der großen Seefahrten, im 16. und 17. Jahrhundert, gelangte es dann als Exportartikel auch nach Europa. Aufgrund der langen Handelswege war es sehr teuer. Nicht zuletzt kommt sein damaliger enormer Wert in der Bezeichnung „Weißes Gold“ zum Ausdruck. In ganz Europa versuchte man fieberhaft, Porzellan selbst zu produzieren. So gründete auch in Fulda der damalige Fürstbischof Heinrich von Bibra 1764 eine Manufaktur. Sie sollte nur 25 Jahre lang bestehen bleiben, weil sein Nachfolger wegen der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage nicht bereit war, die finanziell unrentable Manufaktur weiter zu betreiben. Das erste Markenzeichen der Manufaktur war ein kleines Kreuz, das Wappenzeichen des Hochstifts Fulda. Diese Kreuzmarke wurde aber leicht verwechselt mit den gekreuzten Schwertern von Meißen. Fulda entwickelte daraufhin die so genannte Fürstenmarke. Die obere Hälfte bildet ein stilisierter Fürstenhut. In der unteren Hälfte sind zwei „F“ – für „fürstlich fuldisch“ – so zusammengezogen, dass sie den Anfangsbuchstaben des jeweiligen Fürstbischofs bilden, zunächst ein „H“ für Heinrich von Bibra, später dann ein „A“ für Adalbert von Harstall.